“Ich habe zu danken, Horst Drinda. Und alles, alles ist unvergessen. Du wurdest geliebt, auch
“Ich habe zu danken, Horst Drinda. Und alles, alles ist unvergessen. Du wurdest geliebt, auch von mir … Er gehört in unser Leben, und daraus werden wir ihn nicht entlassen.”(Gisela Steineckert)“Es gibt im Leben Tage, für die man dankbar ist, so lange das Leben dauert. Einige dieser Tage waren für mich die Tage mit Drinda. Dafür danke ich ihm und danke mit einer tiefen Verbeugung.”(Günther Rücker)Für meinen Lieblingsschauspieler Horst Drinda(01.05.1927 - 21.02.2005)Hans Karsten, Kapitän des Handelsfrachters MS “J. G. Fichte” kämpft mit einer Schüssel Milchreis mit Kompott, die man ihm anlässlich seines Geburtstages serviert hat und die er tapfer leert, obgleich ihn anschließend nicht unerhebliche gesundheitliche Beschwerden plagen.Der Jurist und Nationalökonom Dr. Arvid Harnack dechiffriert Codes, während seine Gattin Mildred Goethes berühmte Worte von den Lieblingen der Göttern, die sowohl alle Freuden als auch alle Leiden von diesen erhalten, ins Englische übersetzt. Ihre tiefe Furcht lässt ihn sie innig in die Arme schließen und sie mit eben jenen Worten des Dichterfürsten trösten.Der stets unprätentiöse Militärreformer Gerhard von Scharnhorst wünscht sich in melancholischer Stimmung ob eines bedrückenden Traumes, der für den Zuschauer als Omen seines baldigen Todes erahnbar ist, nur für einen einzigen Tag lang, die preußische Armee befehligen zu dürfen.Der aus seiner Stellung entlassene, kaufmännische Angestellte Alfred Frohmeyer hadert mit seinem Schicksal. Mitten in strömendem Regen an einer Plakatsäule lehnend, vermischen sich die Tropfen mit den Tränen seiner abgrundtiefen Verzweiflung.Dies sind lediglich vier unvergessliche Augenblicke aus den an solchen Momenten überreichen Film- und Fernsehrollen von Horst Drinda. Wann immer ich ihn sehe, berührt er mein Herz auf eine ganz unvergleichliche Weise. In seinen Rollen kann er von würdevollem Ernst wie von ansteckender Heiterkeit sein, von liebevoller Zartheit ebenso wie von grenzenlosem Zynismus, von tiefem moralischen Ethos wie von erbarmungsloser Inhumanität - und all dies stets mit großer Glaubhaftigkeit.1980 wurde im Fernsehen der DDR die Serie “Zur See” wiederholt. Als damals erst Neunjährige saß ich gebannt vor dem Fernseher und verfolgte die Abenteuer der Besatzung des Frachtschiffes “J.G. Fichte”. Bei all der Spannung der einzelnen Episoden sowie der höchst eingängigen Titelmusik von Helmut Nier war es vor allem einer, dessen charismatisches Auftreten mich sofort in seinen Bann zog: der überaus attraktive Mann in der adretten Kapitänsuniform, der stets väterlich-gütig, verständnisvoll und doch mit natürlicher Autorität sein Schiff durch alle Fährnisse manövrierte.Ich wusste zum damaligen Zeitpunkt noch nicht, dass Horst Drinda einer der bedeutendsten und populärsten Schauspieler der DDR war. Aber ich war sofort fasziniert von seiner Präsenz und Ausstrahlungskraft, und das bin ich bis zum heutigen Tag.Nachdem der Zweite Weltkrieg seine Pläne, Ingenieur im Flugzeug- und Motorenbau zu werden, zunichte machte, ging Horst Drinda, buchstäblich gerade den Schützengräben des Krieges entkommen, zum Vorsprechen und wurde als einer der ersten Stipendiaten an der neu gegründeten Schauspielschule des Deutschen Theaters Berlin angenommen. Der Beginn der Intendanz des Hauses an der Schumannstraße durch Wolfgang Langhoff markierte für Horst Drinda die prägende Zeit seiner künstlerischen Entwicklung. Zeitlebens betrachtete er Langhoff mit großem Respekt und ebensolcher Dankbarkeit als seinen Lehrmeister.Horst Drinda verkörperte am Deutschen Theater, an dem er am 1946 in der Rolle des Peter in Fred Dengers “Wir heißen euch hoffen” debütierte, dem er bis 1971 angehörte und darüber hinaus als Gast verbunden blieb, ein überaus breites Spektrum an Rollen wie der Don Carlos, der Hamlet, Max Piccolomini in “Wallenstein”, Hermann Gessler in “Wilhelm Tell”, Sebastian in “Was ihr wollt”, Rodrigo in “Othello”, Ferdinand in “Egmont”, Chlestakow in “Der Revisor”, Wurm in “Kabale und Liebe”, die Titelrolle in “Peter Kiewe”, Leonce in “Leonce und Lena”, Alcest in “Die Mitschuldigen”, Dr. Franz Jura in “Das Konzert”, Fred in “Die respektvolle Dirne”, Semjon Davydow in “Neuland unterm Pflug”, Christian Maske in “Der Snob”, Orest in “Iphigenie auf Tauris”, Bürgermeister in “Der Drache”, Papst Pius XII. in “Der Stellvertreter” und Leduc in “Zwischenfall in Vichy”.Doch nicht das Theater sondern seine zahlreichen Film - und Fernsehrollen bescherten Horst Drinda eine immense Popularität. Nachdem ihn der Regisseur Konrad Wolf 1955 in der ländlichen Komödie “Einmal ist keinmal” mit seiner ersten Hauptrolle in einem Kinofilm besetzte, engagierte er ihn 1957 für seine F. C. Weißkopf-Adaption “Lissy” für die Rolle des Nazi-Mitläufers Alfred Frohmeyer erneut und verhalf Horst Drinda damit zu seiner ersten Charakterrolle auf der Leinwand.Von nun an versicherten sich die DEFA und später das Fernsehen der DDR der schauspielerischen Brillanz von Horst Drinda mit großer Regelmäßigkeit in den verschiedensten Genres sei es zeitgenössisches oder historisches Drama, Komödie, Musical, Kriminalfilm oder Kinderfilm.Während seine überaus sympathischen Zeitgenossen wie der Kapitän Hans Karsten in “Zur See” (1977) sowie der Werkmeister Gerhard König in “Unser Mann ist König” (1980) auf tiefe Zuneigung bei den Zuschauern stießen, waren sein Porträt des umstrittenen westdeutschen Verlegers in “Ich - Axel Cäsar Springer” (1968), seine Darstellung des widerwärtigen Nazioffiziers und Juniorunternehmers Berking in “Begegnungen” (1967) sowie des Spießbürgers Wolfgang Arnold in “Plantagenstraße 19" (1979) nur einige Beispiele dafür, dass sich Horst Drinda in seiner Rollenauswahl nicht festlegen lies.Der Neulehrer Ernst Machner in “Die besten Jahre” (1965), der antifaschistische Widerstandskämpfer Arvid Harnack in “KLK an PTX – Die Rote Kapelle” (1971), der preußische Heeresreformer Gerhard von Scharnhorst in “Scharnhorst” (1978) und der Internist Georg Friedrich Nicolai in “Berühmte Ärzte der Charitè: Arzt in Uniform” (1982) waren weitere bedeutsame Aufgaben, die Horst Drinda mit Bravour verkörperte.Zahlreiche Literaturadaptionen gehören ebenfalls zum Œuvre von Horst Drinda wie beispielsweise die Titelrollen in “Don Juan” und “Egmont”, der Präsident von Walter in “Kabale und Liebe”(1981), Georgi Dimitroff in “Der Teufelskreis”(1982) von Hedda Zinner sowie der Dorfrichter Adam in “Der zerbrochene Krug” (1990). Seinem Herzen besonders nahe stand seine Fernsehinszenierung der Trilogie “Aus dem bürgerlichen Heldenleben”(1986) von Carl Sternheim, wobei er in “Der Snob” die Rolle des Theobald Maske und in “1913" die des Christian Maske übernahm.Nach der Wiedervereinigung trat Horst Drinda nur noch sporadisch vor die Kamera. Durch zwei Schlaganfälle gelähmt, verstarb der beliebte Schauspieler im Jahre 2005.Allen Verehrern von Horst Drinda seien seine posthum veröffentlichten Memoiren mit dem Titel “Die Welt ist noch nicht fertig” ans Herz gelegt: in 21 Briefen erzählt er auf bewegende Weise von all dem, was ihm in seinem Leben am Herzen lag, begleitet von Interviews mit künstlerischen Weggefährten und Freunden.© Text: Manuela Hertel -- source link
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